Fortsetzung … Teil 2
Zur Erinnerung, dieser Vortrag wollte verwirrend sein, Ziel war es Fragen zu stellen, um Themen zu eröffnen. Prinzipiell ist es mir in meiner Arbeit immer, um das Überlegen zu tun, Antworten werden sowieso und wie von selbst gegeben. Vielleicht manchmal nicht im Text sondern erst später in unseren Köpfen. Und sind es nicht erst diese Antworten, die gefiltert, in ihrer Verfremdung von Interesse zu sein vermögen?!
Zum zweiten Teil, es folgen noch mehrere…
Die Stadt ist überdeterminiert, sie ist wachsend und niemals stabil. Die Stadt ist nicht festzuhalten, sie ist im Moment jedes Versuchs der Wahrnehmung und Beschreibung immer schon ganz woanders. Die Stadt ist damit unerbittliche Gegenwart, nicht zu fassen.
Die Stadt steht dem Schönen und den Werten neutral gegenüber, sie zeigt sich als Verwirrung, ihre Wissenschaft ist eine Ästhetik der Verwirrtheit. Die Stadt ist das sichtbare Arbeiten des Besonderen, es fehlt ein wahrzunehmendes Allgemeines.
Kurz gesagt, Stadt sei im Folgenden verstanden als Revolte und Machtübernahme des Inhaltlichen, als die Suspendierung der Form.
Es ist die Frage nach der Freiheit, die sich in diesem Zusammenhang radikal stellt. Sowie nachgeprüft werden muss, was Gerechtigkeit in einer solchen Situation noch bedeuten kann.
Es ist die Frage nach dem Finden von zielführenden Handlungsmöglichkeiten, die aktuell wird.
Das bedeutet nachzudenken, ob
es irgendeine Möglichkeit gibt, im beschriebenen Kosmos ein Kausalverhältnis zwischen Saat und Ernte aufrechtzuerhalten?
Ob ich mich darauf verlassen kann Nahrung zu finden?
Ob es eine Möglichkeit vor diesem Hintergrund gibt dem schlussfolgernden Denken weiterhin zu trauen?
Kurz gesagt, der Fragehorizont, der sich eröffnet ist jener nach den notwendigen Fixpunkten im Flüssigen.
Fraglich ist, wo die Ankerpunkte liegen, die erlauben im ständigen Wechsel weiterzuleben.
Einerseits sei zu Beginn enttäuschend formuliert. Der Umstand der Strukturlosigkeit, des Wirren und des Überfordertseins ist nicht gewählt, wir wollten ihn so nicht herbeiführen und finden uns dennoch in einer solchen Welt wieder.
Einschub
– Lediglich, was ich mich immer wieder frage ist, ob es das Drama ist zu dem die Psyche des Menschens neigt, sich in der wirrsten Zeit, im Moment großer Veränderung zu erleben, obwohl doch eigentlich sich zwar vielleicht die Formen des Lebens geändert haben, die Fragestellungen allerdings gleich geblieben sind. Für diese These würde die beständige Aktualität von auch schon alter Philosophie sprechen. –
Wie dem auch sei, die Stadt und ihre Art des vermeintlich entfremdeten Lebens sind eine Tatsache, die Ankerpunkte sind verloren, nicht vergessen, wir brauchen neue und können uns nicht einfach an eine alte Form von vermeintlich richtigem Leben erinnern. Wir sind Ausgesetzte und eine Rückkehr zur Einfachheit ist nur innerhalb von Nischen, im Rückzug auf Heterotopien möglich.
Vor diesem Grund der Wahllosigkeit neigt das Denken gerne zur Verzweiflung und zum Selbstmitleid.
Ich möchte mich dem französischen Philosophen Jean Luc Nancy anschließen der dem Denken verbietet zu weinen, tätig soll es werden und sich nicht wegflüchten von den gegebenen Umständen.
Die neue Form unseres Daseins ist die Unsicherheit und verstanden sei sie als Aufgabe, so sei mit Nancy argumentiert.
Exkurs:
Vor dem Hintergrund dieser Gedankenspiele soll daran erinnert sein, dass die kapitalistische Ordnung abzulehnen ist und dass ich die einzig praktische Erleichterung der gegenwärtigen Situation in der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens sehe.
Unsicherheit sei eine Aufgabe des Denkens, finanzielle Unsicherheit ist jedoch in keiner Weise positiv zu beurteilen und bringt der Philosophie keine erdenklichen Vorteile!
Zur Frage nach den Aufgaben der Philosophie.
Die Stadt wird zur Kritikerin der Philosophie.
Womit ich mich bereites mitten im dritten Punkt befinde:
Probleme einer Philosophie
Die Frage, die der zukünftigen Philosophie gestellt werden muss, ist, wie nach dem Ende der geschützten Arbeitsplätze weitergearbeitet werden kann.
Wie kann an der Wahrheit interessiertes, argumentatives Denken passieren, das die Aufgabe der Verwirrtheit des Städtischen annimmt und versucht es mit den klaren Strukturen des Denkens zu vereinen.
Gleich bedeutend ist für mich die Frage nach der politischen Philosophie und Philosophie verdient diesen Namen nur, wenn sie sozusagen im Materiellen wühlt.
Vier konkrete Punkte werden der Philosophie zum Thema, wenn sie in diesem Sinne politisch werden möchte:
Zuerst gerät das Denken in einen Konflikt.
Zweitens muss sich das Denken klar werden darüber, was es nun eigentlich ist, nach seiner Politisierung.
Drittens muss die Frage nach der Lüge in Philosophie und Politik geklärt werden.
Abschließend und viertens, muss die Möglichkeit von philosophischen Experimenten diskutiert werden. Der praktischen Erprobung von Thesen.
Zu eins. Politik und Philosophie, sind zwei widersprüchliche Tätigkeiten. Der Konflikt des Denkens, wenn es politisch wird, kann in zwei nicht leicht vereinbaren Aufgaben auf den Punkt gebracht werden.
Einerseits ist das Geschäft der Philosophie die Wahrheit, andererseits ist die Philosophin an der Zukunft interessiert, ist sie politisch.
Kurz, die politische Philosophin muss ihr Denken rechtfertigen in dem Wunsch und Versuch im Leben etwas beizutragen. Die reine Suche nach der Wahrheit jedoch, möchte objektiv sein, möchte logisch sein und glaubt sich fernhalten zu müssen von gesellschaftlichen Machtspielen.
In diesem Zusammenhang sei auf Hannah Arendt verwiesen, die sehr treffend formuliert, sie stellt diese Frage:
„Ist schließlich nicht Wahrheit ohne Macht ebenso verächtlich wie Macht, die nur durch Lügen sich behaupten kann?“ („Wahrheit und Politik“ S.9)
Alain Badiou schlägt eine sehr spannende Definition von Philosophie vor, die es erlaubt sich eben dieses Problems anzunehmen.
Philosophie ist ihm zufolge der Aufstand im Denken, der dennoch versucht Kohärenz zu bewahren. Was bedeutet, dass erstes Element des Philosophierens die Revolte ist, die Unzufriedenheit mit der Welt, wie sie ist.
– damit sei nicht nur von einer Revolte gegen die momentan bestehenden Umstände gesprochen sondern gemeint ist, dass Philosophie eine Form von Wissensproduktion ist, die prinzipiell mit dem Bestehenden unzufrieden ist, die beständige Änderung befürwortet.
Zweitens muss die Philosophie auch mit Badiou gesprochen – argumentativ bleiben. In dem oben beschriebenen Widerspruch in dem sich das Denken befindet ist es nun in jedem Fall die Aufgabe der Philosophie Unvereinbares in ihren Thesen, das nicht gelöst werden kann, sichtbar zu machen.
Viertens bleibt der Philosophie die Möglichkeit zu einer besonderen Form, man könnte sagen, des Überfliegens. Sie erlaubt es sich ihre Argumente in allen Bereichen des Lebens und Denkens einzubringen.
Zuletzt wettet die Philosophie, sie kann sich nie völlig sicher sein, da ihr Fundament jetzt im Irrationalen, in der Stadt liegt und das Denkgebäude diese seine grundlegende Fehlleistung nicht wieder verleugnen kann.
Kurz gesagt, kann von einer besonderen Art von Phänomenologie gesprochen werden, die Badiou vorschlägt. Ziel dieses Denkens ist eine Konfrontation mit den Dingen und nicht mit einem bereits konstruierten Sprachgebäude.
Es folgt der nächste Schritt, mit der Frage: Wie kann Philosophie sich nun vor diesem Hintergrund noch sicher sein, nicht dem Lügen zu verfallen? Wo liegen die Fixpunkte des Denkens?
Kurz gesagt, wo befindet sich die Philosophie nach ihrer Politisierung?
Mit Badiou gesprochen, ist es das sich bewusst Werden der Abwesenden in jeder politischen Tätigkeit, der Stimmlosen, das das wahrhaftige Philosophieren im politischen Kontext möglich macht.
Die politische Philosophie zeigt die Abwesenheit all jener auf, die nicht in der Sprache des herrschenden Systems sprechen können. Nicht die bestehende Situation soll erfasst werden und umfassend beschrieben werden, sondern auf die Ausschlüsse – die sie erlaubt – wird fokussiert.
Zum dritten Punkt: Wann wird gelogen?
Politische Philosophie darf sich nur im Bereich des Entwerfens bewegen.
Die jeweilige PhilosophIn darf dann ihr Leben darauf verwenden die erdachten Thesen im Experiment zu prüfen.
Die Prüfung im Realen durchführen.
So werden zwar die Möglichkeiten des Denkens in dieser schnelllebigen Welt beschnitten, in ihrem Tun vermag eine solche Lebenshaltung aber vielleicht ansteckend zu sein.
Es könnte ein Effekt des philosophischen Suchens im Realen sein, dass die AnstifterIn, die Stadt mit sich nimmt in eine neue Form des experimentellen Daseins.
Schlussendlich, nun konkret gefragt,
was ist das das philosophische Experiment?
Arendt nimmt Sokrates und argumentiert, dass es das Anliegen der PhilosophIn sein muss lieber Leid zu ertragen als zu tun, da sie im Denken und Tun Kohärenz bewahren muss, um sich als zum Leben Beitragende ernst nehmen zu können, um weiter denken zu können.
Das Tun der DenkerIn muss ihren Thesen entsprechen, die Lebenshaltung muss kohärent sein.
Orientiert sich nun eine Überprüfung von Gedachtem an diesen Grundsätzen, ist die Wirklichkeitsprüfung jeder These erlaubt.
Es darf kein Leid für andere entstehen.
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